2022 Unser Berufsorientierungskonzept

Aufgabe der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen ist es im Sinne der „Berufswahlkompetenz“[1], den Übergang der Jugendlichen von der Schule in den Beruf zu erleichtern, ihnen zu helfen, ihr Berufswahlverhalten und ihre Arbeits- und Berufsfähigkeit zu verbessern und sie bei ihrer Entscheidungsfindung und Entscheidungsumsetzung zu unterstützen.

Die Gemeinschaftsschule Harksheide ist seit der Einführung zum Schuljahr 2009/10 eine Schule für Schülerinnen und Schüler aller Bildungsgänge ohne eigene Oberstufe, deren Abschluss- und Anschlussorientierung eine wachsende Bedeutung zukommt. Diese erfordert eine stetige Evaluation und Weiterentwicklung der Konzeption für die Berufliche Orientierung, die zum Ziel hat, das Herausbilden und die Vermittlung erforderlicher Kompetenzen für eine sich im Wandel befindenden Arbeits- und Berufswelt zu ermöglichen.

Die Gemeinschaftsschule Harksheide hat erkannt, dass die Schülerinnen und Schüler frühzeitig und behutsam mit einer Orientierung auf die eigenen Stärken an die Lebens- und Berufsperspektive herangeführt werden müssen. Deshalb ist das die Schwerpunktsetzung der Beruflichen Orientierung ganzheitlich ausgerichtet und nicht nur ein additives Instrument, das im Rahmen der Schulorganisation in den Klassenlehrer- und Wi/Po-Stunden liegt, sondern auch alle anderen Fachbereiche arbeiten zu.

Eine stetige Rückmeldung der sogenannten „Basiskompetenzen“ durch alle das jeweilige Kind unterrichtenden Lehrkräfte ist eine zentrale Säule unserer Schulkonzeption und erfolgt je nach Jahrgang bis viermal (Jg. 5) jährlich im Rahmen der Basiskompetenz- und Zeugnisausgabegespräche.

Weiterhin müssen alle Fachbereiche ihren Beitrag leisten, verstärkt berufsorientierende Blickrichtungen mit aufzunehmen, ohne dabei ihren fachlichen Schwerpunkt zu ändern. Es bedarf daher für die Klassen 5-10 ein an unser Schulkonzept angepasstes Portfolio-Instrument „Mein Weg zum Beruf“[2], das von den Lernenden fächerübergreifend genutzt und welches spiralcurriculativ eingesetzt werden muss, um Verbindlichkeiten lernwirksam herzustellen.

Dieses Portfolio-Instrument ist im Rahmen vom Schulentwicklungs- und Evaluationsteam in diesem Jahr entwickelt worden und wird ab dem nächsten Schuljahr 2022/2023 schrittweise ab Jahrgang 5 eingesetzt, jährlich evaluiert und von den Berufsorientierungsbeauftragten in Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachschaften stets weiterentwickelt. Strategisch ist es im Team wichtig, Verbindlichkeit der Durchführung mit Hilfe der Fach- und Jahrgangskoordinationen herzustellen und die Organisationsentwicklung gezielt zu steuern.

Das Portfolio-Instrument wird in Form einer einheftbaren Mappe fester Bestandteil der Schülerakte, die im Klassenraum von jeder Schülerin und jedem Schüler selbst geführt wird und alle Dokumentationen zu Leistungsnachweisen (Fachliche Beurteilungsögen, Basiskompetenzdokumentationen, Leistungsscheine) enthält. Alle Aufgaben, die schriftlich zur Beruflichen Orientierung erarbeitet werden, sind von den Lernenden in dieser Mappe abzuheften. Damit wird der Stellenwert der Beruflichen Orientierung weiter gestärkt und bereits ab Jahrgang 5 ins Bewusstsein der Lernenden und der Erziehungsberechtigten gerufen.

Die Berufliche Orientierung wird damit erlassgemäß phasenweise^a ab Jahrgang 5 eingeführt und kategoriengeleitet^b mit entsprechender Lernzielorientierung^c umgesetzt. Eine Übersicht über die Phasen, Kategorien und Lernziele des Erlasses befinden sich im Anhang, da im zweiten Teil dieses Konzeptes darauf genauer Bezug genommen wird.

Neben der Verankerung der geplanten Weiterentwicklungen des Konzeptes für die Berufliche Orientierung, sind der Ausbau und die Pflege des Netzwerkes[3] innerhalb Norderstedts und Umgebung weitere Schwerpunkte.                                                                                                                                      

Die Gemeinschaftsschule Harksheide befindet sich in einem stetigen Austausch mit Trägern, Unternehmen und Betrieben, sodass eine enge Zusammenarbeit beispielsweise über die „Wirtschaft trifft Schule“-Treffen der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt mbH gewachsen ist. Als gewinnbringend hat sich hierbei insbesondere die entstandene Kooperation mit dem Verein „Kompetenzzentrum Karriere Dual Norderstedt e.V.“ erwiesen. Dieser Verein wurde im letzten Jahr auf Grundlage des an der Gemeinschaftsschule Harksheide durchgeführten Konzeptes „Karriere Dual“ – auch im Schulleben bekannt als Azubiworkshops[4] – unter Beteiligung ortsansässiger qualifizierter Unternehmen, der Elternschaft´der Gemeinschaftsschule Harksheide sowie weiterer ehrenamtlich Beteiligter gegründet. Der Verein ist die Schnittstelle zu einem stetig wachsenden Unternehmensnetzwerk mit bislang etwa 25 ortsansässigen, mittelständischen Betrieben, die im Vorwege einen Qualifizierungsprozess durchlaufen haben, um am Konzept beteiligt zu werden. Die Schülerinnen und Schüler lernen dadurch gezielt die Betriebe (Unternehmens-/Personalleitung plus Auszubildende im jeweiligen Betrieb) kennen, die möglichst viele ihrer eigenen Top-5-(aus-14-)Stärken suchen. Es findet im Vorwege ein Matching statt, das einer „Partnervermittlung“ mit Betrieben gleicht. Dabei ist die unterrichtliche Vor- und Nachbereitung, die gemeinsam im Projektunterricht der Klassenleitung mit Frank Tietgen – dem 2. Vereinsvorsitzenden – in Jahrgang 8 stattfindet, unerlässlich, um direkt im Anschluss bereits im Unterricht Bewerbungen für das Betriebspraktikum an die kennengelernten Betriebe abschicken und ermutigende Erfolgserlebnisse bei den Lernenden schaffen zu können.

Im letzten Jahr konnten trotz Lockdown und rein digitaler Videokonferenz-Azubiworkshopangebote bereits viele Praktikumsstellen vermittelt werden, die in einigen Fällen auch zu konkreten Ausbildungsinteressen auf beiden Seiten (Betrieb + Schülerin / Schüler) führten.

Die Lernenden aus Jahrgang 9 geben nach Absolvieren ihrer Praktika gezielt ihre Erfahrungen an die Schülerinnen und Schüler aus Jahrgang 8 im Rahmen von Videokonferenz-Einzelgesprächen bei der Praktikumsplatzbörse weiter. Dieses – auch in die Regelunterrichtszeit verpflichtend eingebettete Angebot – hat sich in der digitalen Form besser bewährt als das Präsenzformat, weil die Jugendlichen aus Jahrgang 8 die von Jahrgang 9 erstellten Praktikumsplakate schon eine Woche vorher über eine Online-Pinnwand[5] sichten und dann nur mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen, die für sie interessante Berufsfelder erprobt haben.

Die Gemeinschaftsschule Harksheide ist immer bestrebt, weitere Kooperationspartner im Netzwerk zu finden und sich dabei auch offen für „neue“ Wege zu zeigen, um Schülerinnen und Schüler im Sinne einer ganzheitlichen „berufsbiografischen Gestaltungskompetenz“[6] zu fördern. Dabei  werden neben den Präsenzangeboten digitale Maßnahmen – zum Beispiel Buchung von Klassenkursen für das Projekt DEIN ERSTER TAG[7] – weiter verfolgt. Als moderne Schule verknüpft die Gemeinschaftsschule Harksheide alle analogen Angebote u.a. im Kurs „Newsfeed Berufsorientierung Jg. 8-10“ in der Schulportalstruktur bei Itslearning, sodass alle Lernenden stets bestens über alle laufenden Projekte und anstehenden Termine informiert sind.

Das Potential der Elternschaft soll künftig noch stärker genutzt und eingebunden sowie der Kontakt zu Gewerbe- und Handelsschulen hergestellt werden.

Zudem wird für das 5-tägige Betriebspraktikum in Jahrgang 8 angestrebt, einen festen Pool an qualifizierten und verlässlichen Kooperationspartnern im sozialen Bereich zu finden, um das vorhandene Netzwerk weiter auszubauen und den Schülerinnen und Schülern neben einem qualifizierten Praktikum auch die hohe gesellschaftliche Relevanz der sozialen Berufsgruppen zu vermitteln.

Diese Prozesse werden in den nächsten Jahren Bestandteil weiterer Entwicklungen sein.